World Challenge Pulpit Series

Bist du ein barmherziger Christ?


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Von David Wilkerson
2. Dezember 1996
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"Doch liebt eure Feinde, und tut Gutes, und leiht, ohne etwas wieder zu erhoffen! Und euer Lohn wird gross sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid nun barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! Und richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden; und verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt werden. Lasst los, und ihr werdet losgelassen werden." (Luk. 6:35-37)

Du erinnerst dich sicherlich an die Geschichte von Sodom und Gomorra im 1. Mose. Zwei Engel in Menschengestalt näherten sich den Toren Sodoms. Wahrscheinlich waren sie wie jeder normale Mensch gekleidet.

Abrahams Neffe Lot sass im Stadttor, möglicherweise hatte er einen offiziellen Rang. (Er könnte ein Stadtältester gewesen sein, der Fremde begrüsste). Als Lot die beiden Fremden sah, begrüsste er sie -- vielleicht war er sich in seinem Geist bewusst, dass etwas Übernatürliches in ihren Gesichtern war.

Als die Engel Lot erzählten, dass sie diese Nacht auf der Strasse übernachten wollten, war Lot entsetzt. Die Schrift sagt, dass Lot ein gerechter Mann war, der in einer bösen Stadt voll homosexuellem Pöbel lebte -- gierend, vergewaltigend, gewalttätig umherstreichend. Lots Seele wurde von all dem unbeschreiblich Bösen, das er in Sodom sah, gequält. Tag und Nacht war die Gesellschaft immer abscheulicher geworden. Schliesslich hatte Sodoms Sünde den Himmel erreicht -- und nun hatte Gott zwei Engel gesandt, die diese Stadt überwachen sollten.

Lot lud sie sofort als Übernachtungsgäste in sein Haus ein. Er war derart hartnäckig, dass die Engel zustimmten mit ihm zu gehen. So nahm Lot sie mit nach Hause und gab ihnen zu essen.

Aber noch bevor sich die Engel für die Nacht zurückziehen konnten, versammelte sich eine laute, wilde Horde von homosexuellen Männern auf der Strasse vor dem Haus. Sie umstellten Lots Haus, schlugen an die Tür und schrien, "...Wo sind die Männer, die diese Nacht zu dir gekommen sind? Führe sie zu uns heraus, dass wir sie erkennen!" (1. Mo. 19:5) -- sie meinten damit: "Sende sie heraus, damit wir mit ihnen Geschlechtsverkehr haben können."

Was für eine unglaubliche, hässliche Szene! Diese wilden Männer hatten die Absicht, die zwei fremden Besucher in einer Gruppenorgie zu vergewaltigen. Lot war so verzweifelt, dass er etwas Unfassbares tat: Er bot seine zwei Töchter dem Mob an! Er sagte ihnen, "Seht doch, ich habe zwei Töchter, die keinen Mann erkannt haben; die will ich zu euch herausbringen. Tut ihnen, wie es gut ist in euren Augen!..." (1. Mo. 19:8). Als ein Vater von zwei Töchtern, kann ich Lots Tat nicht begreifen. Es überfordert meinen Verstand total!

Nachdem Lot es ablehnte, die zwei Männer herauszugeben, stiessen ihn die Sodomiter zur Seite und versuchten die Tür aufzubrechen. Die Engel, die ohne Zweifel übernatürliche Kräfte benutzten, zogen Lot ins Haus und schlossen die Tür hinter ihm. Sie hatten genug gesehen; sie wussten, dass sie nun handeln mussten.

Als erstes legten sie einen Fluch der Blindheit über den Mob. Wo wir gerade über die blindmachende Macht der Lust sprechen: Auch nachdem sie blind waren, tappten die Sodomiter umher und versuchten immer noch, die Tür zu Lots Haus zu finden. Sie standen unter dem Gericht und wussten es nicht einmal!

Als nächstes nahmen die Engel Lot zur Seite und sagten ihm: "Am Morgen werden wir diesen Ort zerstören. Der Schrei der Bosheit ist zu laut in den Ohren des Herrn geworden! Nun geh hin und warne deine Schwiegersöhne, dass ihr alle die Stadt verlassen müsst. Bei Sonnenaufgang musst du und deine Familie fliehen. Wir können nichts tun, bis du weg bist!" (siehe Verse 12-15).

Früh am nächsten Morgen versuchte Lot seine Schwiegersöhne zu wecken. Aber die Bibel sagt, dass sie ihn vehöhnten. Sie lachten ihn wahrscheinlich aus, drehten sich um und schliefen wieder ein. So sagten die Engel zu Lot: "Gehe jetzt! Nimm deine Frau und deine Töchter und gehe aus dieser Stadt heraus. Laufe und schaue nicht zurück!" (siehe Vers15-17).

Aber Lot blieb noch. Aus irgendeinem Grund konnte er sich nicht überwinden zu gehen. Trotz allem, was er in Sodom gesehen und gehört hatte, trotz der Warnung der Engel zögerte er. Plötzlich ergriffen die Engel ihn und seine Familie bei der Hand und zogen ihn buchstäblich aus Sodom heraus. Die Engel warnten ihn: "Das Gericht wird jetzt kommen. Laufe zu den Bergen -- jetzt!" (siehe Vers 17).

Lass mich dich fragen: Warum sandte Gott Engel, um Lot und seine Familie zu retten? Wir wissen, dass Lot und seine Töchter am Ende gerettet wurden, aber seine zwei Schwiegersöhne und seine Frau kamen um. Warum wurde Lot errettet? Warum sandte Gott Engel, um diesen Mann im wahrsten Sinne des Wortes aus der Zerstörung herauszuziehen?

War es aufgrund von Lots Moral? Sah Gott etwas Grosses in ihm? Nein! Die Antwort ist sehr einfach: "... weil der HERR ihn verschonen wollte, und führten ihn hinaus und liessen ihn ausserhalb der Stadt" (1. Mo. 19:16). Gott war barmherzig mit ihm!

Ich sehe Lot als einen Typus für den Überrest von Gläubigen in den letzten Tagen, die in einer bösen Gesellschaft leben, die gerichtet werden wird. Gerade jetzt ist Amerika reif für die Zerstörung; tatsächlich ist unsere Nation bereits unter dem Gericht. Und Lot repräsentiert die gerechte Überrest-Gemeinde inmitten von dem allem; denn die Bibel nennt Lot einen gerechten Mann (siehe 2. Petr. 6-8).

Und doch, wenn die Gemeinde Gottes heute gerecht ist, dann nur durch das Blut Jesu Christi, und nicht durch irgendwelche Tugenden oder Moral, die der Herr an uns gesehen hat. Aus reiner Barmherzigkeit kam er zu uns und zog uns aus dem Gericht heraus -- sogar als wir noch zögerten, unsere Sünden zu verlassen!

Denke mal darüber nach: Als du errettet wurdest, nahm dich der Geist Gottes an die Hand und zog dich wortwörtlich aus deiner Sünde heraus, und er stellte dich ausserhalb der Reichweite von Bosheit und Rebellion hin. Er brachte dich aus dem Gericht heraus, heraus aus Sodom. Und vielleicht bist du nicht freiwillig gegangen; vielleicht musste er dich hinausführen, so wie er es mit Lot tat.


Es kommt alleine aus Gottes Barmherzigkeit, dass sein Volk heute bewahrt ist!


 Wir sehen, wie sich die Sünden unserer Gesellschaft zum Himmel auftürmen: Sinnlichkeit, Unmoral und das Böse werden immer dreister. Wie kommt es, dass wir davon nicht übermannt werden? Warum sind wir nicht mit diesem moralischen Erdrutsch weggerissen worden?

Man kann über die Boshaftigkeit von Sodom sprechen -- aber hast du in letzter Zeit einmal die Zeitung gelesen? Lass mich dir nur einzelne Nachrichten eines Tages mitteilen, die vor kurzem in New York Citys "Daily News" standen:

An demselben Tag erschienen die folgenden Nachrichten in der "New York Post":

An diesem Punkt musste ich aufhören zu lesen. Dann traf es mich wie ein Schlag: Das erste Buch Mose erzählt nirgendwo, dass es Zerstückelung von Körpern in Sodom und Gomorra gegeben hätte. Es gibt dort keinen Bericht davon, dass Babys verkauft worden wären, von Bandenmorden, von Abtreibungen. So weit wir wissen, taten sie nichts von diesen Dingen. Auch hatte Sodom kein TV oder Filme, in denen Gewalt verherrlicht wurde. Sie hatten auch keine Theaterindustrie, in der Sex glorifiziert wurde.

Nun, seit Sodom hatte die Sünde tausende Jahre, um zu reifen und wilder, wertloser, schlechter und boshafter zu werden. Und tatsächlich sagt die Bibel, dass die Sünde wachsen und immer schlimmer werden wird. Und in dieser Generation -- die viel gewalttätiger, blutiger und boshafter als Sodom und Gomorra ist -- ist der einzige Grund, der uns befähigt in Gottes Haus zu kommen, die immerwährende Barmherzigkeit von Jesus Christus! Barmherzigkeit hat uns wortwörtlich aus dem Gericht herausgezogen und von unserem boshaften Leben, das wir lebten, getrennt -- auch wenn wir widerspenstig waren und zögerten und unseren Sünden und Vergnügungen nicht entsagen wollten!

Hier in der Times Square Church gibt es viele Menschen, die Gott aus Alkoholismus, Prostitution, Drogenabhängigkeit und Ehebruch herausgezogen hat. Sie wissen, dass Gott sie nicht da herausgezogen hat, weil irgend etwas Gutes in ihnen gewesen wäre -- sondern nur, weil er barmherzig war: "... weil der HERR ihn verschonen wollte, und führten ihn hinaus und liessen ihn ausserhalb der Stadt." (1. Mo. 19:16)

Stellt euch Lot auf einem sicheren Hügel vor, wie er über das brennende Sodom blickt. Ohne Zweifel trauerte er über den Verlust seiner Frau und seiner Schwiegersöhne. Und nun zerfiel die ganze Stadt vor seinen Augen in Asche, zusammen mit ihren Tausenden von Einwohnern.

Fragst du dich nicht, was Lot gedacht haben musste, als er auf die schwelende Aschenglut der Stadt sah? Vielleicht fragte er: "Warum errettetest du mich, Herr? Warum sind Tausende von Leben verkohlt und zu Asche verbrannt, während ich hier sicher und befreit stehe? Warum hast du mich gerettet?"

Vielleicht hast du dieselbe Frage gestellt: "Warum ich, Herr? Warum liege ich nicht halbtot auf der Strasse? Warum bin ich nicht einer von den Millionen verlorenen Seelen, die den Namen Jesu verfluchen, die hoffnungslos zechen, die von Dämonen besessen sind? Warum hast du all die Leute um mich herum hier in der Gemeinde errettet? Warum sind sie nicht in irgend einer Bar und besaufen sich, oder liegen in irgend einem einsamen Raum, berauscht durch Drogen?"

Ich sage dir, das kommt alles durch die absolute Barmherzigkeit Gottes! Weil der Herr barmherzig zu uns war, brachte er uns heraus und setzte uns ausserhalb dieser dem Untergang geweihten Gesellschaft ab. Wir haben es alle verdient, verzehrt zu werden -- aber er hatte Erbarmen mit uns!


Du kannst die Geschichte, von Gottes Umgang mit Israel nicht lesen,
ohne erstaunt zu sein, wie barmherzig er mit ihnen war!


Im 5. Mose 4 warnt Mose Israel, dass sie in "den letzten Tagen" sich selber verderben könnten, indem sie geschnitzte Götzen machen und Böses tun, was Gottes Zorn provozieren würde. Und wenn sie es täteten, würde Gott sie strafen, sie zerstreuen und sie dem Götzendienst hingeben.

Israel wandte sich immer wieder von Gott ab und entfernte sich so immer weiter von Gott. Aber Gott hat diese Leute niemals aufgegeben. Er bewies ihnen Gnade um Gnade, er streckte sich immer wieder zu ihnen aus in Liebe und Erbarmen:

"Dann werdet ihr von dort aus den HERRN, deinen Gott, suchen. Und du wirst ihn finden, wenn du mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele nach ihm fragen wirst. Wenn du in Not bist, und wenn alle diese Dinge dich getroffen haben am Ende der Tage, wirst du zum HERRN, deinem Gott, umkehren und auf seine Stimme hören. Denn ein barmherziger Gott ist der HERR, dein Gott. Er wird dich nicht aufgeben und dich nicht vernichten und wird den Bund deiner Väter nicht vergessen, den er ihnen geschworen hat." (5. Mo. 4:29-31)

Welch ein erstaunliches Bild: Gott blieb bei Israel, obwohl sie ihn zum Zorn gereizt hatten. Er ernährte sie, kleidete sie und ging mit ihnen all diese Jahre durch die Wüste. Das ist die vollkommene Barmherzigkeit Gottes!

Wie oft hast du den Herrn enttäuscht? Wie oft hattest du böse Gedanken, Dinge, von denen du meintest, dass du sie nicht mal denken könntest? Wie oft hast du Verletzendes zu anderen gesagt? Wie viele Dinge hast du getan, die Jesus nicht getan hätte und die den Heiligen Geist betrübt haben? Wie oft hat dein Ungehorsam dir alle möglichen Drangsale, Sorgen und Leiden eingebracht?

Und doch, gerade in der Zeit, in der du es verdient hättest, gestraft zu werden -- öffentlich beschämt zu werden, weil du gegen Gottes Liebe gesündigt hattest -- umarmte dich Gott und erwies dir Barmherzigkeit. Er hat dich nicht verlassen oder zerstört. Er hatte Mitleid mit dir. Und er legte es in dein Herz, zu ihm zurückzukehren und ihm zu gehorchen!

Ich hoffe, dass du, während du diese Botschaft liest, nicht selbstgefällig sagst: "Das betrifft mich nicht." Ich bitte dich eindringlich -- schiebe jeden Gedanken daran beiseite, dass du jemals Gottes Gnade verdient hättest! Niemand von uns hat es verdient, dort zu sein, wo wir heute sind. Niemand hat durch eigene Tugend jemals Gnade empfangen. Nein! Statt dessen rufen wir mit dem Psalmisten aus: "Denn mächtig über uns ist seine Gnade! Die Treue des HERRN währt ewig! Halleluja!" (Ps. 117:2) "Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, langsam zum Zorn und gross an Gnade und Wahrheit." (Ps. 86:15)

Ich frage jeden, der diese Botschaft liest: Erkennst du an, dass Gott zu dir barmherzig und gütig war? War er nicht langsam zum Zorn über deine Sünden und Verfehlungen? Das wirft eine andere Frage auf: Bist du auf der anderen Seite ein barmherziger, gütiger Christ in Bezug auf andere? "Seid nun barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!" (Lu. 6:36) "Der Gottlose borgt und zahlt nicht zurück; der Gerechte aber ist gütig und gibt." (Ps. 37:21)

Hier in der Times Square Church haben wir zu einer 30tägigen Gebetskette aufgerufen -- 24 Stunden am Tag, mit hunderten von Menschen, die rund um die Uhr zu Gott rufen. Wir bitten den Herrn, uns zu helfen, die Verlorenen zu erreichen, uns zu zeigen, wie wir die Bösen und Abgefallenen warnen können.

Doch inmitten dieser Gebetskette begann der Heilige Geist an mir zu handeln -- und ich fragte mich, ob unsere Gebete den richtigen Schwerpunkt hatten. Wir hätten vielleicht statt dessen für uns selbst beten sollen; immerhin, warum sollte Gott Neubekehrte in unsere Mitte schicken, wenn wir nicht bereit sind, solche bedürftigen Personen mit Freundlichkeit, Gnade und Erbarmen zu empfangen? Hätten wir nicht besser für unsere fehlende Barmherzigkeit und Freundlichkeit zu anderen Christen beten sollen? Hätten wir nicht wissen sollen, dass Gott uns keine grössere Liebe zu verlorenen Seelen geben wird, wenn wir noch nicht so sind wie er -- voller Mitleid, Güte, Langmut, reich an Erbarmen?

Ich konnte mir vergegenwärtigen, wie neu errettete Christen, die zur Gemeinde kommen, nicht sehr gottgefällig oder heilig aussehen: junge Frauen in Miniröcken, junge Männer mit verfilzten Lockenköpfen. Ich konnte nicht anders als zu denken: "Wieviele gnadenlose Heilige werden diese jungen Menschen sehen und sagen: 'Geh und lass dir die Haare schneiden, bevor du das nächste mal kommst,' oder 'Geh und ziehe dich besser an'?"

Ich erinnere mich, wie ich als junger Evangelist in Los Angeles bei einer Evangelisation vor 5000 Menschen predigte. Wenigstens 2000 von diesen Menschen waren christliche Hippies. Sie waren gerade von neuem geboren und aus der Hippiekultur herausgekommen. Viele dieser jungen Leute lagen ausgebreitet vor mir auf dem Boden, barfuss, mit langen Haaren und zerfetzten Kleidern.

Ich war an diesem Abend schick angezogen, mit einem blauen Blazer und einer scharfen Krawatte, die neusten Hosen mit weitem Schlag und glänzenden Schuhen. Als ich auf die Bühne kam, begann ich diese Kinder zu beschimpfen. Ich sagte: "Einige von euch sehen furchtbar aus. Zieht euch ordentliche Kleider an und lasst euch die Haare schneiden, bevor ihr morgen Abend wiederkommt!"

Nach dem Gottesdienst wurde ich hinter der Bühne von einer Delegation dieser langhaarigen, jungen Hippie-Christen empfangen. Einer von ihnen legte seinen Finger auf meinen modischen Anzugskragen und sagte: "Welch ein schöner Anzug." Dann sah er zu mir auf und sagte, "Bruder David, wir konnten Jesus heute Abend nicht sehen." "Warum nicht?", fragte ich. Er antwortete: "Deine Kleidung war im Weg." Ich dachte, sie wären zu schäbig angezogen gewesen -- und sie dachten, dass ich zu fein angezogen war!

Diese Kinder machten sich nicht über mich lustig. Sie waren aufrichtig. Sie weinten, als sie zu mir sagten: "Wir glauben, dass du ein Mann Gottes bist. Aber dir fehlt etwas." Ich weiss jetzt, dass es Barmherzigkeit war, die mir fehlte. Ich habe nie mehr über diese Dinge geschimpft. Gott lehrte mich eine harte Lektion -- wenn ich bete, bleibt eins in meinem Herzen:


"Denn das Gericht wird ohne Barmherzigkeit sein gegen den, der nicht Barmherzigkeit geübt hat. Die Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht." (Jakobus 2:13)


Viele Christen glauben, es sei genug, rein und geheiligt zu sein. Wir denken, dass das die wichtigste Angelegenheit ist -- und dass alles, was wir tun müssen, folgendes ist: uns dem Bösen zu enthalten, uns von der Welt zu lösen und rein zu bleiben. Solange wir nicht rauchen, trinken, Unzucht treiben oder Ehebruch begehen, denken wir, wir wären rein.

Niemand hat strengere Predigten über Heiligkeit und Reinheit gehalten als ich über die Jahre. Aber nach Jakobus ist Reinheit lediglich der erste Teil der Angelegenheit: "Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, sodann friedvoll, milde, folgsam, voller Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ungeheuchelt" (Jak. 3:17). Ja, zuerst sollen wir rein sein. Aber Gnade, Barmherzigkeit und Freundlichkeit müssen folgen!

Du kannst das reinste Herz in der Gemeinde haben -- du kannst fleckenlos sein -- aber immer noch bösartig, unfreundlich und ohne Liebenswürdigkeit sein! Es ist eine furchtbare Schande für den Leib Christi, dass Menschen von der Strasse freundlicher und sanftmütiger sein können, als viele in der Gemeinde. Ich hörte, wie eine christliche Frau ihrem Ehemann sagte: "Liebling, ich erwarte nicht viel von dir. Ich möchte nur, dass du mich genauso freundlich behandelst wie deine Freunde. Bitte rede so zu mir, wie du zu ihnen redest. Lass mich so sein wie die, mit denen du ausserhalb unseres Hauses verkehrst." Welch eine Schande -- dass irgendeine Frau dies jemals von ihrem christlichen Ehemann erbitten muss!

Einige der streitsüchtigsten, zänkischsten, ätzensten, gemeinsten Menschen sind solche, die sich selbst geisterfüllte Gläubige nennen. Viele von ihnen zahlen treu den Zehnten; sie verpassen keinen Gottesdienst; sie sind unbefleckt von der Welt. Aber sie sind voreingenommen und erweisen Gnade und Freundlichkeit nur denen, die freundlich zu ihnen sind. Bei ihnen gibt es keine Liebenswürdigkeit oder Barmherzigkeit. Sie würden eher einen Bruder oder eine Schwester mit Klatsch und Verleumdung kreuzigen und kaputtmachen als ihnen Gnade erweisen. Du hasst es, mit ihnen zusammen zu sein -- denn du weisst, dass sie dich zerreissen werden!

Lass mich dir sagen, was ich glaube, welches die Ursache für all die Lieblosigkeit und Unbarmherzigkeit in Gottes Haus ist: Christen die keine Gnade zeigen, die andere verurteilen, herzlos handeln und sprechen, haben niemals Gottes Gnade für sich selbst verstanden oder schätzen gelernt.

Einige Christen sind rauh und vergeben nicht, weil sie niemals verstanden haben, wie nahe sie einmal selbst einer Verurteilung waren. Sie haben niemals die ausserordentliche Sündhaftigkeit ihrer eigenen Sünde ernst genommen; sie nahmen ihre eigene Sündenschuld leicht genauso wie die barmherzige Gnade, die Gott über ihnen ausgebreitet hat. Sie haben niemals verstanden, wie wahrhaft schmutzig und schrecklich ihre Sünden waren -- und wieviel Gnade und Barmherzigkeit sie brauchten!

Jesus erzählte ein Gleichnis über einen Diener, dem eine grosse Schuld vergeben wurde. Dieser Mann fand bei seinem Herrn Gnade und Barmherzigkeit. Aber er hielt diese Gnade und Barmherzigkeit für selbstverständlich! Sofort nachdem ihm vergeben worden war, ging er hinaus und würgte einen Mann, der ihm einen kleinen, bedeutungslosen Geldbetrag schuldete und verlangte: "Zahle mir, was du mir schuldest!" Als der Schuldner den Mann um Gnade bat, lehnte dieser ab und liess den Schuldner einsperren.

Warum war dieser Mann so richtend? Warum hatte er so wenig Barmherzigkeit? Es kam daher, weil er seine eigene Unwürdigkeit nicht in Betracht zog! Er verstand nicht, wie hoffnungslos er war, wie ausserordentlich sündhaft seine eigene Sünde war. Er erkannte die Gefahr nicht, in der er gewesen war -- wie nahe er dem Tod war -- bevor ihm Barmherzigkeit erwiesen wurde. Als der Herr herausfand, was der undankbare Mann dem anderen Schuldner angetan hatte, warf er ihn für den Rest seines Leben ins Gefängnis.

Während ich an dieser Botschaft arbeitete, stoppte mich der Herr und sagte: "David, vergiss deine Botschaft jetzt einmal. Ich möchte mit dir über deinen richtenden Geist und deinen Mangel an Barmherzigkeit sprechen." Ich dachte: "Ich, Herr? Ich bin einer der barmherzigsten Prediger in Amerika." Aber er begann mich an all das zu erinnern, was ich den jungen Predigern gesagt hatte -- Dinge, mit denen ich scharf herausgeplatzt war. Dann erinnerte er mich an all die wenig einfühlsamen Dinge, die ich zu Leuten gesagt hatte, die versagt hatten, Leute die ich aufgegeben hatte.

Diese Sitzung machte mich völlig zunichte. Ich weinte vor dem Herrn. Als ich Gott fragte, wie das sein konnte, antwortete er mir: "Du hast vergessen, was ich für dich getan habe, die unglaubliche Barmherzigkeit, die ich dir zeigen musste. Wie oft habe ich dich aus etwas herausgeholt, das dich hätte zerstören können? Du wärest nicht hier ohne meine Barmherzigkeit!"

Geliebte, ihr müsst auf die Grube schauen, die ihr für euer eigenes Leben gegraben habt -- die Grube, in der ihr ohne Gottes Barmherzigkeit wäret -- bevor ihr jemanden anderem Barmherzigkeit zeigen könnt. Nur dann könnt ihr sagen: "Oh, Gott, ich weiss, was du für mich getan hast. Und du kannst dasselbe für meinen Freund tun, der in Sünde ist. Einmal war ich aus deiner Sicht genauso böse. Ich kann diesen Freund nicht verurteilen, denn du hattest Erbarmen mit mir!"

Dort musst du beginnen! Bist du ehrlich genug in deinem Herzen, um zu sagen: "Ich möchte wirklich barmherzig, liebevoll, freundlich und gnadenvoll sein. Aber ich muss zugeben -- ich bin nicht der freundlichste Christ, den es gibt. Ich zeige nicht soviel Barmherzigkeit, wie ich sollte. Ich bin aufbrausend und habe eine scharfe Zunge. Ich habe die Tendenz, Menschen zu schnell zu verurteilen und sie zu einfach aufzugeben. Ich bin nicht so sanftmütig, wie ich sein sollte."?

Lieber Heiliger, durch diese Botschaft will ich nicht über dich schimpfen oder dich belehren. Im Gegenteil, ich glaube, dass ich ein Wort der Hoffnung für dich habe. Lass mich dir erklären, warum du möglicherweise noch nicht solch einen Platz erreicht hast -- warum du es so schwer findest, dieser freundliche, gnadenvolle und barmherzige Christ zu sein, der du so gerne sein möchtest.

Wir finden den Schlüssel in Psalm 119. Der Psalmist gibt hier eine starke Erklärung ab: "Lass doch deine Gnade mir zum Trost sein nach deiner Zusage an deinen Knecht!" (Ps. 119:76) Die Bedeutung hier ist folgende: "Oh, Herr, dein Wort sagt mir, ich soll durch das Wissen getröstet sein, dass du barmherzig und voller Mitleid für mich bist. Lass mich Trost durch diese grosse Wahrheit finden!" Wenn du in einer Konkordanz die Worte "barmherzig" und "Barmherzigkeit" nachschlagen würdest, würdest du hunderte von Stellenangaben finden. Gottes Wort überwältigt uns mit zahlreichen Verheissungen seiner wunderbaren Gnade, liebevollen Freundlichkeit und seinem Erbarmen. Er möchte uns klar machen, dass er barmherzig, geduldig ist, und langsam ist zum Zorn über unser Versagen, unsere Bosheiten und Versuchungen.

Alle Verheissungen Gottes sind uns zum Trost in unseren Versuchungen gegeben worden. Wenn wir Gott enttäuschen, denken wir, dass er wütend auf uns ist, bereit, uns zu verurteilen. Aber statt dessen möchte er, dass wir wissen: "Ich möchte dich durchbringen. Tue einfach Busse. Ich bin nicht wütend auf dich. Ich bin barmherzig, voller Gnade und Liebe für dich. Empfange Trost dadurch!" Wie tröstend ist es zu wissen, dass seine Barmherzigkeit niemals von uns genommen werden wird. Wie tröstend ist es zu wissen, dass, wenn wir sündigen oder versagen, seine Barmherzigkeit und Liebe zu uns sogar noch grösser werden.

Und doch, solange wir nicht selbst aus der Barmherzigkeit, die Gott uns erweist, Trost ziehen, sind wir niemals in der Lage, anderen Barmherzigkeit, die Trost wirkt, zu erweisen. Nur wenn wir die grenzenlose Barmherzigkeit Gottes selbst erfahren, wird Barmherzigkeit auf jeden um uns herum überliessen. Wir werden barmherzige Menschen, weil wir selbst in der Barmherzigkeit Gottes leben.


Ich möchte dir eine wichtige Wahrheit zeigen,
die der Heilige Geist dir zeigen will!


Jedesmal wenn du Barmherzigkeit erweist -- immer wenn du freundlich und liebenswürdig zu einem anderen Gläubigen bist -- spendest du Trost. Nach einem der letzten Gottesdienste stoppte mich ein Mann aus unserer Gemeinde. Er sagte: "Bruder Wilkerson, lass mich dir sagen, warum ich zu dieser Gemeinde gehöre. Meine Mutter ist kürzlich gestorben. Sie war neunzig. Für die letzten vier Jahre war sie ans Bett gebunden und ich pflegte sie. In der Gemeinde, zu der ich vorher gehörte, musste ich jeden Sonntag den Gottesdienst früher verlassen, um sie zu pflegen. Nach einer Weile war der Pastor das satt. Vor der ganzen Versammlung sagte er mir: 'Wenn du gehen musst, gehe jetzt, bevor ich anfange zu predigen.' Hier in der Times Square Church hat niemals jemand etwas gesagt, weil ich früher gehen muss. Das mag wie eine Kleinigkeit aussehen, aber für mich ist es eine grosse Sache. Ich musste hier nicht jedem erklären, dass ich nach Hause muss, um meine Mutter zu pflegen."

Genau dort gilt es Barmherzigkeit zu erweisen -- in den einfachen, alltäglichen Dingen. Manchmal kann Barmherzigkeit ein Lächeln sein oder ein Arm um jemandes Schulter. Es kann so einfach sein wie eine mitfühlende Aufmerksamkeit oder ein mitfühlendes Wort für jemanden, der verletzt ist.

Aber du kannst niemals Barmherzigkeit geben, wenn du ständig denkst: "Gott muss wütend auf mich sein. Ich werde fallen -- ich weiss es einfach. Ich bin diese Art von Mensch!" Du kannst dich nicht an der Gnade und Liebe Gottes erfreuen, wenn du immer denkst, dass du nur einen Schritt von der Hölle entfernt bist.

Wie willst du andere trösten, wenn du es selbst noch nicht gelernt hast, aus Gottes Barmherzigkeit für dich Trost zu schöpfen? "... damit wir die trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden. ... sei es, dass wir getröstet werden, so ist es zu eurem Trost ..." (2. Kor. 1:4+6).

Das ist der Hauptgrund dafür, dass so viele Christen nicht barmherzig sind: Weil sie selbst nie Trost gefunden haben in der Barmherzigkeit Gottes. Sie wissen nicht, wie man in Gottes Gnade zur Ruhe kommen kann. Sie haben gehört, dass Gott barmherzig ist, und sie hoffen, dass er auch zu ihnen barmherzig ist -- aber sie sind sich dessen nicht sicher. Sie haben keinen tröstlichen Frieden!

Aber barmherzige Christen sind des Herrn Tröster. Und sie können Barmherzigkeit und Liebenswürdigkeit erweisen und aussprechen, weil sie die unbeschreibliche Barmherzigkeit an sich selbst erlebt haben.

Wenn ich jemandem gegenüber stehe, der versagt hat, dessen Vergangenheit böse und gewalttätig ist und mein Fleisch ihn zurechtweisen oder wegstossen will, erinnere ich mich, wie barmherzig Gott zu mir war -- wie er mich mit seiner Liebe und seinem Mitleid getröstet hat als ich es brauchte. Und plötzlich erinnere ich mich daran: Jesus kam, um zu suchen, was verloren war. Seine Barmherzigkeit erstreckt sich auf alle. Nichts und Niemand ist unmöglich für Gott.

Dann wird mein Herz weicher. Ich kann mir den Sünder anschauen und zu mir selbst sagen: "Herr, ich war auch nicht besser. In deinen Augen war ich genauso böse. Du vergabst mir. Hilf mir, ihm zu vergeben!" Jetzt kann ich als ein Tröster handeln, Liebe geben und Mitleid anbieten -- durch den Trost, mit dem ich getröstet worden bin, bin ich fähig die zu trösten, die Trost brauchen.

Christ, du brauchst keine Belehrung oder Beschimpfung. Du musst nur das Wort Gottes studieren, und alles glauben, was es dir über seine Barmherzigkeit zu dir sagt. Also, beruhige deine aufgeregte Seele, indem du es ergreifst. Finde Trost in der Barmherzigkeit Gottes zu dir -- und du wirst mit dieser Barmherzigkeit für andere überfliessen!

(alle Bibelstellen aus der Rev. Elberfelder Bibel)

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