World Challenge Pulpit Series

Das menschliche Antlitz Gottes


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Von David Wilkerson
24. August 1998
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Wenn Sie Ihr Leben mit Gott ernst nehmen, dann möchten Sie Ihren himmlischen Vater kennenlernen. Und deshalb erforschen Sie seine Majestät, seine Macht, seine Herrlichkeit. Aber kennen Sie das menschliche Antlitz Ihres Herrn?

Sie mögen sich fragen, was ich damit meine. Schließlich wissen wir alle, dass Gott Geist ist und für uns unsichtbar bleibt. Die Bibel sagt es ganz klar: "Niemand hat Gott je gesehen" (Johannes 1,18). Wie also kann Gott ein menschliches Gesicht haben?

Ich glaube, ein Teil der Mission Jesu auf dieser Erde bestand darin, uns das menschliche Angesicht des himmlischen Vaters zu offenbaren. Das sehen wir in dem Abschnitt, in dem Christus seinen Jüngern ankündigte, dass er bald zum Vater zurückkehren würde. Er sagte: "Wo ich hingehe, den Weg wisst ihr" (Johannes 14,4).

Als die Jünger das hörten, waren sie verwundert und irritiert. Thomas entgegnete: "Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen?" (Vers 5). Mit anderen Worten: "Woher sollen wir denn wissen, wohin du gehst? Und wenn du uns verlässt, wie sollen wir dann je zum Vater kommen? Du hast uns selbst gesagt, dass du der einzige Weg zu ihm bist."

Jesus antwortete ihm: "Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen" (Vers 7). Nun war Philippus völlig verwirrt. Er muss gedacht haben: "Was will Jesus damit sagen, dass wir den Vater gesehen haben? Wie können wir denn einen Geist sehen? Und wie kann Jesus Gott sein, wenn wir ihn sehen können? Das ist ein einziges unbegreifliches Rätsel." Schließlich platzte Philippus heraus: "Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns" (Vers 8).

Jesus wusste, dass Philippus' Bitte aufrichtig war, deshalb ging er geduldig darauf ein: "So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater! Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater?" (Vers 9).

Dann wandte Jesus sich an alle Jünger: "Glaubt mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir..." (Vers 11). Nach diesen Worten gab er ihnen eine herrliche Verheißung: "An jenem Tage [nach meiner Auferstehung] werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch" (Vers 20).

Was für ein erstaunliches Gespräch! Christus sagte diesen Männern: "Schaut mich an! Seht ihr nicht, dass ich Gott in menschlicher Gestalt bin? Ich bin das Wesen des Vaters selbst. Alles, was er ist - in Wesen, Art und Charakter - ist in mir. Alles, was ich sage und tue, offenbart, wie er ist. Wenn ich also handle oder spreche, seht ihr ihn am Werk. Ich bin auf die Erde gekommen, um euch das menschliche Antlitz Gottes zu zeigen!

Mir ist klar, dass ihr das jetzt nicht alles begreifen könnt. Aber wenn ich von den Toten auferstanden sein werde, werde ich euch manifestieren, wer der Vater ist. Ich werde ihn euch offenbaren, denn er und ich sind eins."

Heute wissen wir, dass der gesamte Dienst Christi eine Manifestation dessen war, wer der Vater ist. Jesus tat nur, was er den Vater tun sah oder was der Vater ihm auftrug, und nichts anderes. Tatsächlich erklärte Jesus geradeheraus: "Ich kann nichts von mir aus tun" (Johannes 5,30). Diese Feststellung wiederholt er im Johannesevangelium mehrfach:

"Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll. Und ich weiß: sein Gebot ist das ewige Leben. Darum: was ich rede, das rede ich so, wie es mir der Vater gesagt hat" (Johannes 12,49-50). "Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat" (Vers 45). "Ich und der Vater sind eins" (Johannes 10,30). "...ich bin von Gott ausgegangen und komme von ihm; denn ich bin nicht von selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt" (Johannes 8,42).

Der Apostel Paulus bestätigt dies, wenn er über Christus sagt: Gott "ist offenbart im Fleisch" (1. Timotheus 3,16). An anderer Stelle nennt Paulus Jesus Christus "das Ebenbild des unsichtbaren Gottes" (Kolosser 1,15).

Es ergibt sich ein klares Bild: Gott sandte seinen Sohn, um uns zu zeigen, wie er, der Vater, ist. Um also Gott zu kennen und zu sehen, müssen wir Jesus Christus kennen und sehen!

Die Welt heute spricht oft vom Glauben an Gott, doch für die meisten ist er ein rätselhafter, vergeltender Geist des Zorns!

Seit Jahrhunderten haben Künstler versucht, Gott ein menschliches Gesicht zu geben. In Gemälden oder in den Glasfenstern vieler Kathedralen wird Gott
als streng dreinblickender, weißbärtiger Tyrann in den Wolken dargestellt, aus dessen Fingerspitzen Blitze zucken. In einer berühmten südamerikanischen Kathedrale steht er sogar über einer Masse knieender Menschen und schwingt eine riesige Keule. Traurigerweise teilen Scharen von Menschen in der ganzen Welt dieses Bild.

Natürlich müssen wir einräumen, dass Gott tatsächlich eine ernste Seite hat. Der Herr ist gerecht und heilig, und er wird seinen Zorn gegen verhärtete Sünder, die sein Evangelium ständig ablehnen, nicht zurückhalten. Paulus erinnert uns an diese ernste Seite Gottes, die Hand in Hand mit seiner Güte in Erscheinung tritt: "Darum sieh die Güte und den Ernst Gottes: den Ernst gegenüber denen, die gefallen sind, die Güte Gottes aber dir gegenüber, sofern du bei seiner Güte bleibst; sonst wirst du auch abgehauen werden" (Römer 11,22).

Das griechische Wort für "Ernst" in diesem Vers stammt von einem Wort, das "abgeschnitten, schroff, streng" bedeutet. Es ist eine Strenge, die kategorisch ist und keine Ausreden zulässt. Mit anderen Worten: Gott wird tun, was er gesagt hat - und er wird es ganz entschieden tun!

Jesus manifestierte diesen ernsten Aspekt in Gottes Charakter durch sein Leben auf der Erde. Zum Beispiel hatte er keine Geduld mit Heuchlern und Pharisäern, die über das Wirken des Heiligen Geistes in ihm spotteten. Und als die religiösen Leiter Geldwechslern erlaubten, im Tempel Handel zu treiben, trieb Christus sie mit einer Peitsche hinaus und nannte sie Räuber. Geliebte Mitchristen, das ist entschiedener Ernst!

Betrachten Sie auch die ernsten Gerichts­worte Jesu: "Wehe dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! ... Es wird Tyrus und Sidon erträglicher ergehen am Tage des Gerichts als euch" (Matthäus 11,21-22). Und zu den Schriftgelehrten und Pharisäern sagte er: "Ihr Schlangen, ihr Otternbrut! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?" (Matthäus 23,33).

Zum Schluss prophezeite Jesus der geliebten Hauptstadt Israels mit allem Ernst: "Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt! Siehe, »euer Haus soll euch wüst gelassen werden« " (Verse 37-38).

Paulus bestätigt diese ernste Seite Gottes, indem er sagt: "Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alles gottlose Wesen und alle Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten" (Römer 1,18). Der Apostel fügt hinzu, dass Gott den Übeltätern ihre Taten vergelten wird: "Ungnade und Zorn aber denen, die streitsüchtig sind und der Wahrheit nicht gehorchen, gehorchen aber der Ungerechtigkeit; Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die Böses tun, zuerst der Juden und ebenso der Griechen" (Römer 2,8-9).

Es ist tragisch, dass viele Prediger heute Gottes Zorn ausklammern. Sie sprechen nur von seiner Güte und Liebe, ohne je auf die Bestrafung der Sünde hinzuweisen. In Wirklichkeit beseitigen sie damit die Furcht des Herrn aus den Herzen der Gläubigen und nehmen ihnen eine der stärksten Motivationen zur Heiligkeit.

Doch Gottes Wort sagt ganz un­miss­verständlich: "...fürchte den Herrn und weiche vom Bösen" (Sprüche 3,7), "...durch die Furcht des Herrn meidet man das Böse" (Sprüche 16,6). An diese Art von Furcht dachte Paulus, als er Timotheus ermahnte: "Predige das Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre" (2. Timotheus 4,2). Diese Art der Predigt bezeichnete Paulus als "gesunde Lehre" - als gesundes, lebenspendendes Evangelium.

Gottes Ernst ist nur eine Seite seines menschlichen Gesichts. Die andere Seite ist seine Güte und bedingungslose Liebe. Auch dies sehen wir im Dienst Jesu offenbart. Alles, was Christus sagte und tat, offenbarte die erstaunliche Liebe und Güte des Vaters.

Ich muss Sie fragen: Haben Sie diese Sicht Ihres himmlischen Vaters - dass er Ihnen, seinem Kind, mit Liebe und Gnade begegnet? Und glauben Sie, dass Sie Gott Freude machen und ihm gefallen? Oder sehen Sie ihn nur als vergeltenden, richtenden Vater, der über Ihnen steht und jeden Moment dreinschlagen wird, wenn Sie einen Fehler machen?

Die Wahrheit ist, dass es Gott sehr wichtig ist, wie Sie ihn sehen. Deshalb war Jesus so entschlossen, die Güte des Vaters zu seinen Kindern in drei besonderen Manifestationen zu offenbaren. Johannes berichtet in seinem Evangelium, dass jede dieser drei Manifestationen nach der Auferstehung Christi geschah. Und jede offenbart uns einen wichtigen Aspekt über unseren Vater im Himmel:


1. Die erste Manifestation geschah hinter verschlossenen Türen.


Als Jesus sich das erste Mal manifestierte, war er erst vor kurzem gekreuzigt worden und die noch verbliebenen Jünger hatten sich zerstreut. Doch schon bald versammelten sich die Jünger wieder und schlossen sich in einen Raum ein "aus Furcht vor den Juden" (Johannes 20,19).

Das griechische Wort für "Furcht" in diesem Vers bedeutet "erschrocken, verängstigt, außerordentlich furchtsam". Diese Männer waren aus Menschenfurcht wie gelähmt. Ein bloßes Klopfen an der Tür konnte ihnen das Herz bis zum Hals schlagen lassen; es hätten ja römische Soldaten sein können, die kamen, um sie zu verhaften.

Doch Jesus hatte ihnen vor der Kreuzigung versprochen: "Es kommt die Zeit, dass ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen [werde] von meinem Vater" (Johannes 16,25). Das Wort, das hier mit "frei heraus" übersetzt wird, bedeutet "offen, freimütig, gewiss". Jesus zeigt uns den Vater in aller Offenheit und Klarheit.

Als diese Männer zitternd hinter den verschlossenen Türen saßen, ahnten sie nicht, dass Jesus von genau diesem Augenblick gesprochen hatte. Er hatte ihnen damals zu verstehen gegeben: "Wenn ihr mich wiedersehen werdet, beobachtet mich genau und hört aufmerksam zu, was ich sage. Ihr werdet in mir euren himmlischen Vater sehen und hören!"

Plötzlich klopfte es tatsächlich an der Tür. Es war Maria Magdalena und sie rief aus: "Ich habe den Herrn gesehen! Er hat mit mir gesprochen! Ich soll euch sagen, dass er zum Vater auffahren wird. Und er nannte ihn 'meinen Vater und euren Vater, meinen Gott und euren Gott'" (siehe Johannes 20,17-18).

Die Jünger hörten neugierig zu, aber sie begriffen es nicht. Sie wussten jetzt, dass Jesus lebte - aber sie konnten seine Auferstehung nicht begreifen. Statt hinauszugehen und zu verkünden: "Er lebt!", blieben sie den ganzen Tag hinter verschlossenen Türen hocken.

Noch am selben Abend erschien Jesus bei ihnen in diesem verschlossenen Raum: "Jesus ... trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite" (Verse 19-20).

Was für ein erstaunlicher Anblick! Jesus erschien plötzlich inmitten der Jünger - und er tadelte oder verurteilte sie mit keinem einzigen Wort. Stattdessen sagte er einfach: "Friede sei mit euch!" Damit meinte er: "Ihr lebt in Angst, weil ihr nicht im Licht lebt. Aber ich sage euch, es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Friede sei in euren Herzen!"

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich an die frühere Verheißung Jesu an seine Jünger zu erinnern: "Nach meiner Auferstehung werde ich kommen und euch den Vater offenbaren." Genau in diesem Augenblick geschah etwas in jenem Raum, das offenbar machte, wer Gott ist. Und was wir zuerst bemerken, ist der Friede, den Jesus anbot. Er offenbarte das Wesen unseres himmlischen Vaters: Gottes erste Worte an uns sind nie Worte der Verurteilung sondern des Friedens!

Lukas führt das Geschehen weiter aus. Er schreibt: Die Jünger, als sie Jesus sahen, "fürchteten sich und meinten, sie sähen einen Geist" (Lukas 24,37). Aber Jesus ermunterte sie: "Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, daß ich sie habe" (Vers 39).

Jesus wollte ihnen bewusst machen, dass er nicht nur Gott sondern auch aus Fleisch und Blut war. Selbst als er später in die Herrlichkeit auffuhr, gab er sein Menschsein nie auf. Er war Geist - ja -, aber er blieb ein Mensch wie wir. Und so können wir heute gewiss sein, dass der Herr auch in der Herrlichkeit mit unserer Schwachheit mitfühlen kann.

Als nächstes erklärte Jesus anhand der Schriften seine Mission - warum er gekreuzigt werden und von den Toten auferstehen musste. Dann zeigte er den Jüngern die Nägelwunden in seinen Händen und seine verwundete Seite und gab ihnen zu verstehen, dass er ihnen etwas über den Vater offenbaren wollte und dass all diese Dinge - sein Tod, seine Grablegung und seine Auferstehung - auf eines hinwiesen: "Dass gepredigt wird in [meinem] Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern" (Vers 47).

Jesus sagte, dass es bei alledem um Versöhnung ging! Ich frage Sie: was zeigt uns das über das Wesen unseres himmlischen Vaters? Es zeigt, dass er wie ein Vater ist, der seine Kinder verloren hat und so entschlossen ist, sie wieder mit sich zu versöhnen, dass er in seinem Sohn Jesus Christus sein eigenes Leben für sie hingibt.

Paulus schreibt: "Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber..." (2. Korinther 5,19). "Aber das alles von Gott, der uns mit sich selber versöhnt hat durch Christus..." (Vers 18). "... Lasst euch versöhnen mit Gott!" (Vers 20). Das Wort "versöhnen" bedeutet hier "das göttliche Wohlgefallen wiedererlangen; alle Feindseligkeit beseitigen". Paulus sagt damit: "Lasst euch mit Gott versöhnen, indem ihr zu seiner Gnade und Barmherzigkeit zurückkehrt!"

Möchten Sie wissen, wie Gottes Herz Ihnen gegenüber empfindet? Dann hören Sie auf die Worte Jesu in diesem verschlossenen Raum: "Seht meine Wunden an, meine Nägelmale, meine verwundete Seite. Ich habe das alles nach dem Willen meines Vaters getan - eures Vaters -, um euch sein Herz zu offenbaren. Er möchte euch wiederherstellen, alle Mauern und Hindernisse ausräumen - euch mit sich versöhnen. Nun ist Vergebung möglich, weil mein Blut den Preis bezahlt hat. Lasst euch jetzt mit Gott versöhnen!"

Wenn Sie denken, Gott würde sich jedesmal verärgert zurückziehen, sobald Sie versagen - wenn Sie meinen, seine Liebe würde sich in Missgunst verwandeln, sobald Sie sündigen - dann kennen Sie das Herz des Vaters überhaupt nicht. Sie können ihn einfach nicht kennen, bevor Sie nicht wissen, dass er Sie mit sich versöhnen will. Er möchte, dass Sie mit ihm eins sind - seinen Segen und seine Gunst genießen!


2. Die zweite Manifestation geschah acht Tage später.


Die zweite Manifestation Jesu geschah einem einzelnen Jünger zuliebe - Thomas. Thomas war nicht in dem verschlossenen Raum gewesen, als Jesus zum ersten Mal erschien. Aber später kam er zu den Jüngern zurück, und sie versuchten ihm zu erklären, was geschehen war:

"Da sagten die andern Jünger zu ihm [Thomas]: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich's nicht glauben" (Johannes 20,25).

Das griechische Wort für "legen" bedeutet eigentlich "drücken; pressen". Thomas sagte damit: "Ich glaube nicht, dass er lebt, solange ich ihm nicht meine eigene Faust in die Seite drücke." Es war natürlich nicht wörtlich gemeint, sondern war Ausdruck seines totalen Unglaubens.

Wenn ich Thomas' Worte in diesem Abschnitt lese, steigt Zorn in mir auf. Ich möchte ihm sagen: "Du undankbarer, gedankenloser Mensch! Wie kannst du nach all den Wundern, die du gesehen hast, noch an den Worten des auferstandenen Herrn zweifeln? Jesus hat dir doch selbst gesagt, dass er am dritten Tag auferstehen wird!"

Doch im nächsten Moment wird mir klar: "Hoppla - da beschreibe ich ja mich selbst!" Wenn es in meinem Leben eine Krise gibt und ich kein Anzeichen dafür erkennen kann, dass Gott meine Gebete hört, dann überkommen mich oft Zweifel. In solchen Situationen neige ich zu der Reaktion: "Ich kann nicht einfach im Dunkeln umhertappen. Wenn der Herr erwartet, dass ich ihm vertraue, muss er mir irgendein Zeichen geben."

Dasselbe muss wohl auch Thomas gedacht haben. Doch nun erscheint Jesus erneut, um seinen Nachfolgern - und uns heute - das menschliche Gesicht Gottes zu zeigen:

"Nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch!" (Johannes 20,26). Wieder bot Jesus Frieden an. Dann sagte er zu Thomas: "Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!" (Vers 27).

Als Thomas Christus sah, rief er aus: "Mein Herr und mein Gott" (Vers 28). Jesus antwortete: "Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!" (Vers 29).

Welche Lektion können wir daraus ziehen? Was möchte Jesus uns hier über seinen himmlischen Vater zeigen? Es ist dies: Gott hat große Freude daran, wenn wir ihm glauben und vertrauen, ohne ein besonderes Zeichen zu sehen!

Jesus gab Thomas hier zu verstehen: "Wann wirst du aufhören, auf Zeichen angewiesen zu sein, damit du an mich glauben kannst? Du hast mein Leben gesehen. Du hast beobachtet, wie ich auf die Berge stieg, um zu beten. Du weißt, dass ich nie einen Schritt tue, ohne den Vater zu Rat zu ziehen. Nun, er ist auch dein Vater, Thomas. Und ohne Glauben ist es unmöglich, ihm zu gefallen!

Du hast mich gerade deinen Herrn und deinen Gott genannt. Aber wenn ich wirklich Gott für dich bin, dann lass mich auch Gott für dich sein. Lebe im rückhaltlosen Vertrauen auf mich! Ich kann für dich nicht Gott sein, solange du nicht alle Dinge vertrauensvoll und zuversichtlich in meine Hände legst."

Wenn wir die Frage noch einmal stellen - wer Gott ist und wie er ist -, sehen wir, dass er ein Vater ist, der uns nicht nur mit sich versöhnen möchte, sondern der auch mit seiner Liebe, Weisheit und Macht in unserem Leben herrschen will.

Bisher hat Jesus uns durch seine Manifestationen zwei Lektionen gelehrt: über seine Versöhnung und seine Herrschaft. Nun folgt die dritte Lektion:


3. Die letzte Manifestation Jesu weckt in mir die größte Freude!


In der Bibel steht: "Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See Tiberias. Er offenbarte sich aber so..." (Johannes 21,1). "Das ist nun das dritte Mal, daß Jesus den Jüngern offenbart wurde, nachdem er von den Toten auferstanden war" (Vers 14).

Die Situation war die folgende: Petrus und die anderen Jünger waren versammelt - immer noch verwirrt, immer noch ohne Orientierung, immer noch über die Ereignisse grübelnd, die sie erlebt hatten. Petrus empfand das alles als so unfassbar, dass er erklärte: "Ich gehe wieder fischen!" (siehe Vers 3). Schnell sprangen die anderen Jünger auf und sagten: "Wir kommen mit!"

Nun gingen diese Männer aber nicht nur für eine Nacht fischen. Nein, sie erklärten: "Diese Dinge übersteigen unser Fassungsvermögen. All diese Ereignisse, all diese Lehren, von denen Jesus sprach - damit kommen wir einfach nicht klar. Wir kehren zu unserem alten Beruf zurück."

Die Bibel sagt: "Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts" (Vers 3). "Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war" (Vers 4).

Wieder manifestierte Jesus sich den Jüngern in einer ganz konkreten Absicht. Er würde ihnen eine letzte, wichtige Wahrheit über ihren himmlischen Vater zeigen. Die Geschichte ist uns vertraut:

Die Jünger hatten sich die ganze Nacht abgemüht, aber nichts gefangen. Und nun waren sie müde, hungrig und frustriert. Da hörten sie plötzlich aus etwa hundert Metern Entfernung eine Stimme vom Ufer her rufen: "Habt ihr etwas gefangen?"

Sie antworteten: "Nein, die ganze Nacht ist uns keiner ins Netz gegangen." Da meldete sich die Stimme wieder: "Werft eure Netze auf der anderen Seite des Bootes aus." Das taten sie - und machten einen Fang, der so schwer war, dass ihnen fast die Netze zerrissen!

Als Johannes die vielen Fische im Wasser zappeln sah, sagte er zu Petrus: "Es ist der Herr! Nur er konnte ein solches Wunder tun!" Petrus wusste, dass es wahr war - und sprang sofort ins Wasser, um ans Ufer zu schwimmen, während die anderen im Boot folgten. Als sie ankamen, sahen sie, wie Jesus Brot und Fisch für sie zubereitete.

Was für eine erstaunliche Szene! Vor kurzem hörte ich, wie ein junger Prediger sie so beschrieb: "Wir dienen einem Gott, der so besorgt um seine Kinder ist, dass er ihnen Kekse backt!" Als ich das hörte, flüsterte ich: "Ja, Herr! Du bist ein Gott, der seinem Volk ein Frühstück macht. Du bist besorgt um unser Wohlergehen, unsere Arbeitsstellen, unsere Familien - einfach um alles, was uns betrifft!"

Nachdem die Jünger gegessen hatten, fuhr Jesus fort, ihnen in dieser dritten Manifestation Gottes menschliches Antlitz zu zeigen. Wieder verlor er kein einziges Wort darüber, dass die Jünger ihre Berufung durch Jesus aufgegeben hatten und zu ihrem alten Beruf zurückgekehrt waren. Stattdessen sah er Petrus an und fragte ihn: "Petrus, liebst du mich?"

Darüber wurde schon viel gepredigt, um festzustellen, warum Jesus Petrus dreimal diese prüfende Frage stellte. Ich glaube, Christus wollte uns einfach wieder etwas über den Vater zeigen. Und hier geht es um folgende Lektion: Für unseren himmlischen Vater sind Beziehungen das Entscheidende - dass er uns liebt und dass wir ihn lieben!

Petrus antwortete: "Ja, Herr - du weißt, dass ich dich liebe." Aber er muss sehr verzweifelt gewesen sein und gedacht haben: "Nach außen wirke ich vielleicht kühn, aber innerlich bin ich ein Waschlappen. Ich habe tatsächlich den Gott der Herrlichkeit verleugnet und ihm geflucht. Ich kann kein Menschenfischer für Jesus mehr sein. Ich bin es nicht wert."

Jesus unterbrach seine Gedanken und wiederholte die Frage: "Petrus, liebst du mich?" Mit anderen Worten: "Petrus, das ist es eigentlich, was Gott von dir will. Es geht nicht um deine Weisheit, deine Willenskraft oder deine Werke. Alles, was er will, ist, dass du ihn mehr liebst als alles auf der Welt!"

Petrus antwortete: "Herr, du weißt, dass ich dich liebe." Aber er muss immer noch gedacht haben: "Es gibt zu viel zu verstehen. All diese Lehren sind zu tief, zu schwer zu begreifen. Andere mögen damit klarkommen, aber mir sind sie zu hoch. Gut, ich habe Eifer, aber ohne Erkenntnis. Ich bin nur ein ungebildeter Fischer. Ich verstehe ja noch nicht einmal, wie der Herr mich führt. Wie soll ich je völlig abhängig von ihm leben?"

Schließlich fragte Jesus den Jünger ein drittes Mal: "Petrus, liebst du mich?" Und ich glaube, diesmal ging Petrus ein Licht auf. Plötzlich erkannte er: Den Vater zu erkennen hat vor allem mit Versöhnung und Herrschaft zu tun; und damit, eine Beziehung zu ihm zu haben!

Kehren wir also ein letztes Mal zu unserer Frage zurück: Wer ist Gott und wie ist er? Er ist ein Gott, der möchte, dass Sie seine Liebe annehmen - und er möchte auch von Ihnen geliebt werden!

Nicky Cruz, den ehemaligen Bandenchef, der schon seit rund dreißig Jahren Christus predigt, habe ich einmal gefragt: "Nicky, wie hast du das in all diesen Jahren geschafft?" Er erwiderte prompt: "Ein ganz einfaches Geheimnis - ich liebe Jesus! Ich habe alles mögliche erlebt, aber ich liebe Christus."

Woher weiß ich nun, dass Gott Nicky liebt? Ich weiß es, weil Jesus gesagt hat: "Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden" (Johannes 14,21).

Gottes Wesen selbst ist Liebe. Johannes schreibt: "Gott ist die Liebe. Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen ... Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm ... Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt" (1. Johannes 4,8-9.16.19).

Liebe Mitchristen, ich bete, dass Gottes Geist Sie leiten wird, um diese Lektionen in sich aufzunehmen, die Jesus seinen Jüngern durch die drei Manifestationen vermittelte. Erinnern Sie sich an diese drei Worte: Versöhnung, Herrschaft und Beziehung. Und denken Sie daran, dass sie Ihnen das menschliche Gesicht Ihres himmlischen Vaters zeigen!

Er trachtet danach, Sie mit sich zu versöhnen. Und er möchte in Liebe über Sie herrschen. Schließlich liebt er Sie. Werden Sie seine Liebe also annehmen - und seine Liebe erwidern?

So erkennt man das menschliche Antlitz des Vaters!

(Bibelstellen - soweit nicht anders angegeben - nach der Lutherübersetzung)

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